Freitag, 30. Dezember 2011

Auf der Post, in einem Telefonnetzladen oder am Ticketschalter

Will man als Europärer in Indien eine Dienstleistung, gilt es zu beachten; will ich mich nicht auf die fremde Kultur einlassen oder habe keine Zeit, bleibt man am besten zu Hause.

Aus dem bereits erwähnten Artikel aus Globbetrotter-Magazin 100/Winter 2012 Text: Katrin Staub, die eine Situation auf der Post herrlich realistisch erzählt;



..."ich frage den Mann am ersten Pult, wie ich das Paket beschriften könne und wo ich Marken bekomme. Er lässt sich noch weiter in seinen Stuhl sinken, dass ich befürchte, er werde bald ganz auf den Boden rutschen. Mit einer schlaffen Handbewegung zeigt er in die rechte hintere Ecke des Raums.
Ich gehe um etliche Tische herum, stolpere über eine leere Plastikkiste und frage einen Mann, ob er mir Marken verkaufen würde. Er mustert mich kurz und sagt:
"Wie schwer?"
"Was, wie bitte?"
"Wie schwer ist das Paket?"
"Oh, das weiss ich nicht." anwortete ich verwirrt. "Wägen Sie es doch."
Langsam schüttelte er den Kopf und deutet auf eine Waage in einer Ecke des Raums. Ich nicke seufzend und bahne mir den Weg durch all die Tische - vorbei an schlafenden Männern - zur Waage. Zurück beim Markenmann nenne ich das Gewicht meines Pakets.
Er sagt:"Okay, aber ich habe jetzt Pause."
"Was? Wo kann ich denn Marken kaufen?"
"Hier. Aber erst in 20 Minuten."
Ich traue meinen Ohren nicht. Noch bevor ich Luft geholt habe, um zu protestieren, schlendert er bereits davon. Durch das Fenster sehe ich ihn dann gemütlich unter dem Baum mit meinem Rikschafahrer plaudern. Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass ich bereits seit mehr als einer Stunde in diesem Postgebäude bin.
"was solls ...", murmle ich zu mir selber, "das ist eben Indien."

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